Das Zeitalter der KI: Wenn Reskilling sinnvoller ist als Upskilling

Das Zeitalter der KI: Wenn Reskilling sinnvoller ist als Upskilling

Sind Sie hin- und hergerissen ob Sie Ihre Mitarbeiter Re- oder Upskillen sollen? In diesem Artikel erfahren Sie, warum Reskilling aufgrund von technologischen Veränderungen und neuen Unternehmens- und Kompetenzanforderungen höchste Priorität haben wird.

4 Szenarien, in denen Reskilling unvermeidbar ist

Obwohl ChatGPT erst im November letzten Jahres auf den Markt kam, kommt es einem vor, als gäbe es die Anwendung schon viel länger – vielleicht, weil sie eine der am schnellsten wachsenden Anwendungen ist und jeder eine Meinung dazu hat. Aber was haben ChatGPT und KI-Tools mit Reskilling und Upskilling zu tun? Die Antwort ist ganz einfach.

Die letzten Jahre waren geprägt von ständigen Veränderungen, Umstrukturierungen und Übergängen, die von verschiedenen Faktoren bestimmt wurden (z. B. Pandemie, technische Innovationen, stilles Kündigen und stilles Einstellen), wodurch sich die Qualifikations- und Kompetenzlücken vergrößert haben. Und die KI wird diese Lücken noch weiter vergrößern, vor allem, wenn es um technisches und digitales Know-how geht. Einige Arbeitsplätze werden verschwinden, viele verändern sich, und die Anforderungen an die Rollen entwickeln sich in einem Tempo wie nie zuvor. Und genau hier kommen Reskilling und Upskilling ins Spiel.

In einer Arbeitswelt, die sich durch die vierte industrielle Revolution zwangsläufig verändern wird, werden Unternehmen und Regierungen bis zum Jahr 2030 mehr als eine Milliarde Menschen reskillen müssen – so zumindest die Einschätzung des Weltwirtschaftsforums. Proaktiv zu sein und frühzeitig in bestehendes Personal zu investieren, sollte eine Priorität für jedes Unternehmen sein, das wettbewerbsfähig, innovativ und erfolgreich bleiben will. Es ist auch aus finanzieller Sicht von Vorteil.

Laut dem Workplace Learning Report von LinkedIn sind 79 % der L&D-Führungskräfte der Meinung, dass das Reskilling eines aktuellen Mitarbeiters weniger kostspielig ist als die Einstellung eines neuen Mitarbeiters. Natürlich geht es nicht nur ums Geld. Wenn Sie der Entwicklung Ihrer vorhandenen Mitarbeiter Vorrang einräumen, werden Sie unweigerlich auch verborgene Talente entdecken, d. h. Mitarbeiter mit hervorragenden Fähigkeiten, deren Potenzial nicht voll ausgeschöpft wird und die sich (vielleicht mit einer zusätzlichen Schulung) in größeren und wichtigeren Aufgaben bewähren könnten. Aber wie entscheiden Sie, welcher Ansatz zur Kompetenzentwicklung besser geeignet ist?

Was ist der Unterschied zwischen Reskilling und Upskilling?

Während es beim Upskilling um die Verbesserung oder Erweiterung vorhandener Fähigkeiten geht, meist um in einer bestimmten Rolle oder einem bestimmten Bereich kompetent zu bleiben oder aufzusteigen, konzentriert sich das Reskilling auf den Erwerb neuer Fähigkeiten, die die Mitarbeiter auf neue Rollen, Karriereübergänge oder Veränderungen in der Branche vorbereiten. Die im Rahmen von Reskilling-Programmen erworbenen Fähigkeiten können, müssen aber nicht zwangsläufig mit den derzeitigen Qualifikationen des Arbeitnehmers in Verbindung stehen. Der Erfolg des Reskillings hängt weitgehend von der Lernfähigkeit, der Bereitschaft und der Unterstützung durch das Unternehmen ab.

Reskilling oder Upskilling? Warum Reskilling die beste Lösung ist

Der Hauptgrund, warum Reskilling mehr Aufmerksamkeit erhalten sollte, ist die Tatsache, dass sich im neuen KI-Zeitalter die Arbeitsanforderungen und die Arbeitsplätze im Allgemeinen wahrscheinlich schneller ändern und ersetzt werden als früher. In diesem von rasanten Entwicklungen geprägten Zeitalter kann das Upskilling Ihrer Mitarbeiter leicht nach hinten losgehen, vor allem in Branchen, die einem höheren Risiko ausgesetzt sind, Opfer der Automatisierung zu werden. Man kann sagen, dass Reskilling einen langfristigen Fokus hat, während Upskilling eher kurzfristig ausgerichtet ist. Und da die meisten Fähigkeiten eine Halbwertszeit von etwa 5 Jahren haben, ist es verständlich, dass sich die Investition in das Reskilling Ihrer Mitarbeiter in Zukunft mehr auszahlen wird.

Szenarien, in denen Reskilling mehr Sinn macht als Upskilling

Der spezifische Wachstums- und Entwicklungsbedarf eines jeden Unternehmens hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, von den Unternehmenszielen bis hin zu den verfügbaren Ressourcen und dem tatsächlichen Potenzial der Mitarbeiter. Dennoch gibt es Situationen, in denen Reskilling eine bessere Entscheidung ist als Upskilling. In einigen Fällen kann dies sogar die einzige Option sein.

1. Technologische Veränderungen

Der technologische Wandel hat beispielsweise dazu geführt, dass einige Arbeitsplätze überflüssig geworden sind und auch in Zukunft werden. In solchen Fällen können Sie Ihre Mitarbeiter entweder auf eine neue Rolle reskillen, die den Einsatz neuer Technologien beinhaltet, oder Sie können sie auf andere Positionen innerhalb des Unternehmens reskillen, wo sie weiterhin einen Mehrwert bieten und weiter wachsen können. Dies ist auch eine wünschenswertere und humanere Alternative im Gegensatz zum Personalabbau. Das erste Beispiel, das mir in den Sinn kommt, sind die Selbstbedienungskassen, die begonnen haben, die Kassierer zu ersetzen. Und es ist üblich, dass Einzelhändler diese Arbeitskräfte in anderen Bereichen, wie der Lagerlogistik oder dem Kundendienst, umschulen und neu einsetzen.

2. Veränderte Unternehmensanforderungen

Das nächste Szenario? Eine Veränderung der Unternehmensanforderungen. Am häufigsten ist vielleicht der Wechsel von Geschäftsmodellen mit herkömmlichen Läden zu eCommerce. Dies ist kaum überraschend in einer Welt, in der die meisten Kunden erwarten, dass sie alles auf ihrem Smartphone mit einem Fingertipp abrufen können. In dieser Situation verfügen die Mitarbeiter bereits über die notwendigen menschlichen oder sozialen Fähigkeiten, um den Kunden zu helfen und mit ihnen zu interagieren. Die fehlenden Teile des Puzzles sind das technische und digitale Know-how, wie z. B. die Nutzung von Kundensupport-Plattformen, die Förderung von Produkten und Dienstleistungen in den sozialen Medien usw. Auf diese Bereiche sollten sich die Reskilling-Maßnahmen konzentrieren.

3. Berufliche Veränderungen

Berufliche Veränderungen können auch eine Gelegenheit sein, Spitzenkräfte länger an das Unternehmen zu binden. Einige Mitarbeiter könnten einfach das Bedürfnis nach einer Veränderung verspüren, während andere andere Fähigkeiten, die sie interessieren, nutzen oder entwickeln möchten. Nehmen wir an, Sie haben einen Marketingspezialisten, der sehr kreativ ist und gute Arbeit auf Ihren Social-Media-Kanälen geleistet hat. Aber eines Tages teilt er mit, dass er sich für Grafikdesign interessiert und seiner Kreativität auf neue Weise Ausdruck verleihen möchte. Indem Sie ihm die für diesen Wechsel erforderliche Schulung und Unterstützung anbieten, sorgen Sie dafür, dass Sie jemanden behalten, der die zentralen Werte und Ziele des Unternehmens bereits kennt, und vermitteln gleichzeitig anderen, dass Sie diese Art von Möglichkeiten fördern und an sie glauben.

Dieser Aspekt des Reskillings sollte nicht übersehen werden, denn er kann eine entscheidende Rolle bei der Mitarbeiterbindung spielen, vor allem in Unternehmen, die nur traditionelle oder lineare Aufstiegsmöglichkeiten zulassen und Gefahr laufen, talentierte Mitarbeiter zu verlieren, die eher an einem Quereinstieg oder einem abteilungsübergreifenden Wechsel interessiert sind.

4. Transformation/Konvergenz der Branche

Und zu guter Letzt gibt es noch den Branchenwandel oder die Konvergenz. Josh Bersin formuliert dies so: „Die Branche, in der Sie tätig sind, sei es das Bankwesen, der Einzelhandel, die Telekommunikation, das Gesundheitswesen oder die Unterhaltungsbranche, wird von einer anderen Branche verändert und neu definiert“. Die Branche der nachhaltigen oder erneuerbaren Energien ist eines der offensichtlichen Beispiele. Es ist klar, dass sie die Zukunft darstellen und traditionelle Energieunternehmen sich neu erfinden müssen, um den Wandel zu überleben. Das Reskilling von Mitarbeitern mit Erfahrung in der Gewinnung fossiler Brennstoffe auf Solar-, Wind- oder Biokraftstofftechnologien wird weder einfach noch billig sein. Aber es muss getan werden, und der Prozess sollte so früh wie möglich beginnen.

Zusammenfassung

Was bedeutet das also für uns? Wir leben definitiv in aufregenden Zeiten, nicht nur für unser berufliches, sondern auch für unser privates Leben. Es gibt viele Fragen, die noch unbeantwortet sind, oder vielleicht Fragen, auf die wir die falschen Antworten haben – das wird die Zeit zeigen. Eines ist jedoch klar: Die Arbeitsplätze entwickeln sich weiter und damit auch die Fähigkeiten und Anforderungen, die für ihre Ausübung erforderlich sind. Das bedeutet auch, dass wir als Arbeitgeber, Angestellte oder Freiberufler aufgeschlossen bleiben und Fähigkeiten als etwas betrachten müssen, das in kurzer Zeit schnell kommen und gehen kann. Solange wir jedoch die Fähigkeit behalten, zu lernen, zu verlernen und neu zu lernen, wird die berufliche und persönliche Zukunft rosig aussehen.

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